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Ein "A great place to work”, ein “Top Arbeitgeber” oder ein “familienfreundlicher Arbeitgeber“, heutzutage können sich Unternehmen als genau das offiziell zertifizieren lassen. Und bestimmt hast Du diese Siegel bei der Jobsuche oder in Deinem Unternehmen schon einmal gesehen, oder? Und? Konntest Du damit etwas anfangen? Wohl eher nicht, oder?
In der Podcastfolge geht Bastian auf die Suche nach dem Sinn und Zweck der mittlerweile rund 180 Arbeitgebersiegel, die in Deutschland vergeben werden können:
Wozu braucht man Arbeitgebersiegel?
Mehr als 180 Arbeitgebersiegel gibt es in Deutschland. Sie alle bewerten gegen eine Gebühr die Qualitäten von Arbeitgebern in verschiedenen Bereichen. Von der Familienfreundlichkeit über das nachhaltige Engagement bis hin zum Personalmanagement. Braucht man so ein Siegel überhaupt?
Wenn Du Dich im Einzelhandel umschaust, dann ist die klare Antwort: Ja. Denn vor allem beim Einkauf von materiellen Produkten werden wir als Konsumenten nachweislich beeinflusst von Qualitätssiegeln oder Produktzertifikaten. Von Fairtrade, demeter oder dem blauen Engel - diese Siegel geben uns ein gutes Gefühl und die Sicherheit, dass das Produkt, das wir kaufen, einen gewissen Qualitätsstandart erfüllt. Und genau das möchten Unternehmen mit dem Erwerb von Arbeitgebersiegeln auch erreichen. Immerhin lassen sie sich freiwillig tief in die Unternehmenskarten schauen und bezahlen auch noch dafür.
Ist das dann noch vertrauenswürdig? Das schauen wir uns einmal genauer an.
💡Aha: Auch wenn es Arbeitgebersiegel schon seit einigen Jahren gibt: eine Studie ergab, dass Jobsuchende unbeeindruckt davon sind.💡
TOP EMPLOYER!
Für rund 12.000 Euro im Jahr können sich Unternehmen jeder Größe um das Arbeitgebersiegel vom Top Employer Institute bewerben. Dazu müssen sie den "HR Best Practices Fragebogen" ausfüllen, um den Status Quo des Personalmanagements in verschiedenen Bereichen zu ermitteln. Ist das Ergebnis der Auswertung positiv, darf sich das Unternehmen ein Jahr lang mit dem Siegel "Top Employer" zieren, das übrigens auch international angesehen ist.
Ausgezeichneter Arbeitgeber!
Der TÜV Rheinland bewertet für rund 6.000 Euro Unternehmen als „Ausgezeichnete Arbeitgeber“. Als TÜV genießt das Unternehmen ein besonderes Vertrauen, denn in Bezug auf die Automobilindustrie oder Produktherstellung steht der „Technische Überwachungsverein“ TÜV seit Jahrzehnten für hochwertige Qualität. In einem Erstgespräch wird der Prüfungsumfang, die Aufwandsermittlung und die Terminplanung festgelegt. Unternehmen müssen mittels eines Fragebogens einen „Quick-Check“ absolvieren, und eine GAP-Analyse durchführen, also feststellen und festlegen, wo „noch Lücken“ im Personal- und Unternehmensmanagement zu finden sind. Im eigentlichen Audit werden schließlich sämtliche Prozesse ausführlich geprüft, analysiert und ausgewertet. Erst dann bekommt das Unternehmen das Siegel "Ausgezeichneter Arbeitgeber".
Audit Beruf und Familie!
Unternehmen die zwischen 5 und 50 Mitarbeitende beschäftigen, zahlen für die erste Auditierung 8.000 Euro. Für bis zu 1.500 Mitarbeiter:innen kostet der Auditierungsprozess etwas mehr als das Doppelte. Das Arbeitgeberzertifikat „audit berufundfamilie“ wurde gemeinnützig initiiert, um Unternehmen dafür zu motivieren, ihre Arbeits-, Forschungs- und Studienbedingungen familiengerecht zu gestalten. Dieses beinhaltet die Aufnahme eines Status Quo, der offen sein muss für Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben. Das Zertifikat wird für drei Jahre vergeben.
A Great Place To Work!
Ähnlich wie beim Audit Beruf und Familie variieren die Kosten auch hier mit der Anzahl der Mitarbeitenden und reichen von 3.500 Euro bis zu über 20.000 Euro. Die „Great Place To Work“-Auszeichnung basiert auf einer wissenschaftlich fundierten und methodischen Mitarbeiter:innenbefragung. Der Zertifizierungsprozess findet hierbei ausschließlich digital und online statt und beinhaltet verschiedene „Pakete“ mit geschlossenen und offenen Fragen, mit deren Hilfe Mitarbeiter:innen ihr Unternehmen zur erlebten Arbeitsplatzkultur beschreiben und bewerten können.
Das Ergebnis dieser Befragung wird mit dem Great Place to Work Standard verglichen, und entspricht das Ergebnis diesem Standard, erhält das Unternehmen dieses Siegel. Es ist also ein Siegel, dass ausschließlich auf Grund der Zufriedenheit der Mitarbeiter vergeben wird
Top Company!
Die Auszeichnung „Top Company“ von kununu ist wohl eines der günstigsten auf dem Markt. Denn auf Kununu wird das Siegel automatisch und kostenfrei vergeben, wenn das Unternehmen die Mindestkriterien erfüllt. Mit einer Pauschale von 1490 Euro kann man das Zertifikat zusätzlich analog im Büro präsentieren oder als digitales Siegel auf der eigenen Webseite.
Die Bedingungen um sich „Top Company“ nennen zu dürfen, sind:
Erfüllt ein Unternehmen diese Bedingungen, erhält es auf kununu.de und XING kostenlos die Auszeichnung auf seinem Unternehmensprofil.
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💡Aha: Nicht alle Arbeitgebersiegel sind vertrauenswürdig, wie dieser Fall zeigt.💡
Ein Arbeitgebersiegel ist in erster Linie Marketing.
Wenn sich ein
Unternehmen mit einem
Arbeitgebersiegel schmückt, dann hast du jedes Recht, die
Vertrauenswürdigkeit des Siegels zu hinterfragen. Denn: in jedem Fall ist Geld geflossen, um dieses Siegel zu erhalten. Wie ernst es Deinem zukünftigen Arbeitgeber mit der Glaubhaftigkeit ist, kannst Du allerdings ganz einfach herausfinden: Prüfe die Kriterien des Siegels und ob es für Deine
Wünsche und Erwartungen aktuell überhaupt eine Rolle spielt. Und wenn Du im
Vorstellungsgespräch sitzt, dann prüfe doch einfach mal nach und frage deinen zukünftigen Arbeitgeber, warum sie sich für genau dieses
Arbeitgebersiegel entschieden haben und inwiefern die Kriterien den Büroalltag beeinflussen. Dann kannst Du herausfinden, ob das Arbeitgebersiegel auch für Dich hilfreich sein kann.
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