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Wir kennen doch alle diesen einen Menschen, egal ob im Beruf, im Freundeskreis oder in der Familie: Es gibt immer einen, der alles weiß und alles kann und dabei absolut keine Ahnung hat.
Und Hand aufs Herz: Manchmal sind wir es selbst, die sich überschätzen und weder uns noch anderen eingestehen möchten, dass wir uns getäuscht haben und der Aufgabe doch nicht gewachsen sind.
Ich übrigens eingeschlossen.
Doch woher kommt diese Selbstüberschätzung im Job? Wie gehen wir mit Menschen um, die keine Ahnung haben, aber meinen sie wären die Schlausten? Und was können wir tun, wenn wir selbst diese Menschen sind?
Woran liegt es, dass inkompetente Menschen meinen, sie wären schlau?
Psychologischer Grund für die Selbstüberschätzung im Job
Um das Phänomen der Selbstüberschätzung im Job zu verstehen, müssen wir ins Jahr 1999 zurückgehen. Damals haben die Psychologen David Dunning und Justin Kruger eine kognitive Verzerrung entdeckt und sie gleich nach sich selbst benannt: Den Dunning-Kruger-Effekt. Kognitive Verzerrungen sind Fehler in unserem Denkprozess, die unbewusst auftreten und unsere Wahrnehmung, unser Denken und unsere Urteilsfähigkeit beeinflussen. Sie entstehen, weil unser Gehirn ständig bemüht ist, die komplexe Welt um uns herum zu vereinfachen. Solche Abkürzungen können manchmal dazu führen, dass Informationen fehlerhaft interpretiert werden und die Rationalität und Präzision unserer Urteile und Entscheidungen beeinträchtigt werden.
Der Dunning-Kruger-Effekt tritt auf, wenn Menschen dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen, insbesondere wenn sie wenig Wissen oder Können in einem bestimmten Bereich haben. Sie sind sich ihrer Inkompetenz nicht bewusst und unterschätzen gleichzeitig die Leistungen anderer. Das liegt daran, dass sie nicht in der Lage sind, ihre eigenen Fähigkeiten objektiv zu beurteilen und gleichzeitig nicht erkennen, wie viel sie nicht wissen.
Das Resultat: Maßlose Selbstüberschätzung im Job, während andere ganz offensichtlich die Inkompetenz erkennen.
💡Aha: Eine Studie die 2021 von der Europäischen Flugsicherheitsbehörde durchgeführt wurde kam zu dem Ergebnis, dass die Selbstüberschätzung sowohl bei wenig als auch bei viel erfahrenem Personal auftritt. Die letztere Gruppe kann anfälliger sein, da hohe Erfahrung allein nicht ausreicht, um auf dem aktuellsten Stand zu sein. 💡
Die 4 Phasen des Dunning-Kruger-Effekts
Der Dunning-Kruger-Effekt ist jedoch nicht immer gleich stark ausgeprägt. Er kann je nach dem Grad der Kompetenz oder dem Lernfortschritt variieren. Dunning und Kruger haben vier Phasen der Selbstüberschätzung identifiziert:
Phase 1: Unwissende Unwissenheit. In dieser Phase wissen wir sehr wenig und haben nur wenig Erfahrung. Wir sind uns dessen aber nicht bewusst und glauben plötzlich, Experten zu sein.
Vielleicht hast Du schon mal ein Buch zu einem neuen Thema gelesen und anschließend gedacht, jetzt weißt Du alles und musst jedem Dein Wissen unterbreiten?
Ich interpretiere Dein leichtes Lächeln mal als Ja. ;)
Phase 2: Bewusste Unwissenheit bzw. die Erkenntnis. In dieser Phase steigen unser Wissen und unsere Erfahrung. Wir stoßen jedoch auch auf Herausforderungen und merken schnell, dass wir vielleicht doch noch nicht alles wissen.
Phase 3: Bewusste Kompetenz. Wir gewinnen immer mehr an Erfahrung und Wissen. Wir sind uns bewusst, was wir bereits können und wo wir noch Lernbedarf haben.
Phase 4: Unwissende Kompetenz bzw. die Meisterschaft. In dieser Phase haben wir so viel Wissen und Erfahrung in einem bestimmten Bereich erworben, dass es zur Routine geworden ist. Deshalb fehlt es häufig an Bewusstsein. Wir nehmen das Wissen als Selbstverständlichkeit hin und erkennen unser Expertentum nicht mehr.
Wie Du also siehst:
Hast Du wenig Ahnung, glaubst Du, der Experte zu sein und gehörst Du zu den Experten, glaubst Du, nicht genug zu wissen.
Irgendwie blöd, oder?
Was kannst Du nun tun, wenn Deine Selbstwahrnehmung stark von der Realität abweicht oder Dein Kollege bzw. Chef meinen, sie wären die Größten, ohne es zu sein?
Woran liegt es, dass Du Dich selbst anders wahrnimmst?
Dein verzerrtes Selbstbild kann zum Beispiel durch eine selektive Wahrnehmung, eine Übergeneralisierung, die persönliche Abwertung oder eine emotionale Schlussfolgerung entstehen.
Dazu gibt es 3 Strategien, die diese Verzerrung erkennen und korrigieren.
Doch was kannst Du tun, wenn nicht Du, sondern die anderen das Problem sind?
Ich weiß, diese Menschen können schon mal etwas schwierig sein. Dennoch ist es wichtig, sie zu unterstützen, immerhin musst Du mit ihnen längerfristig zusammenarbeiten, oder?
Eine Möglichkeit ist es, ihnen konstruktives Feedback zu geben, sodass sie ihre Stärken und Schwächen erkennen und sich weiterentwickeln können.
Folgende Ideen können Dir dabei helfen:
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