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Eine Mama zu sein ist so anstrengend, wie zweieinhalb Vollzeitjobs. Das hat eine Studie in Amerika ergeben, in der 2000 Familien befragt wurden. Was viele Mütter schon lange vermutet haben, steht in dieser Studie nun schwarz auf weiß: Mamasein ist einer der härtesten Jobs der Welt. Mit einer 100-Stunden-Woche, die um 6:00Uhr morgens beginnt und um 21:00Uhr endet - aber auch nur so lange, bis eins der Kinder wieder wach wird. Dafür gibt es ein Jahr lang 65 Prozent des eigentlichen Nettolohns, von dem bei der aktuellen Inflation das meiste für Windeln, Babynahrung und -kleidung wegfällt. Denn dafür reichen die 250€ Kindergeld lange nicht mehr aus. Deshalb wundert es nicht, dass immer mehr Frauen einen Ausgleich suchen und einer bezahlten Erwerbstätigkeit nachgehen wollen. Das ist aber gar nicht so leicht.
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Juliane Schreiber von Mamameeting
Juliane ist eine von ihnen. Seit 2017 ist sie Mama. Vorher war sie eine von vielen, die von morgens bis abends im Büro arbeiteten und sich schämten, wenn sie pünktlich, kurz nach 17Uhr Feierabend machten. Aber die Geburt ihres Sohnes "gab mir einen Grund, meine Werte und Zukunftspläne zu reflektieren". Sie merkte, dass die Prioritäten einer Mama andere sind und in der Berufswelt so noch nicht vertreten waren. Also gründete sie 2018 Mamameeting, eins der größten deutschen Business Netzwerke für "Working Moms". Außerdem veranstaltet sie das größte jährliche deutsche digitale Festival für Vereinbarkeit und Mom Empowerment, das "Rock & Raise Festival".
💡Aha: Viele Mütter wollen arbeiten - können es aber nicht. Das zeigt eine Studie vom IW.💡
Mama zu werden bedeutet heutzutage nicht (mehr) sein komplettes Leben aufzugeben. Trotzdem gibt es sie auch heute noch, diese Fragen, wenn die Frau ein paar Monate nach der Geburt wieder im Büro sitzt:
Wer passt auf die Kinder auf? Schafft der Papa das ganz alleine? Aber Kinder brauchen doch ihre Mama?
Ein Teil der Gesellschaft reproduziert damit immer wieder veraltete Geschlechterbilder und fördert damit nicht nur den Gender Gap, sondern auch den Fachkräftemangel. Denn genau das sind die Mütter, die wieder arbeiten wollen, aber nicht können, weil die Arbeitswelt keinen Platz für sie macht. Laut einer Studie hat jede dritte Frau aufgrund ihrer Mutterschaft Diskriminierung erfahren. 37 Prozent der Frauen sei ein Widereinstieg in den Beruf erschwert worden.
Aber es gibt gute Ideen:
Es gibt eine Diskussion über eine EU-Richtlinie zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im Bundestag. Außerdem gibt es Entwürfe, die vorschlagen, beide Elternteile müssten Pflichtmonate Elternzeit nehmen, um die Care-Arbeit fairer aufzuteilen. Dass dafür auch der Gender-Pay-Gap aufgelöst werden müsste, damit auch das Elterngeld gleich ausfällt, ist ein anderes Thema.
Entgegen der oft vertretenen Auffassung, eine Mutter gehöre in den ersten Jahren nur an die Seite ihres Kindes, hat eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung gezeigt, dass berufstätige Frauen ihren Kindern sogar sehr guttun. Die Erkenntnisse der Studie:
💡Aha: Veit Roessner (Uniklinik Dresden) fand 2016 heraus, dass eine Fremdbetreuung von Kindern in den ersten zwei Lebensjahren psychischen Störungen im Erwachsenenalter verringert.💡
"Working Moms" bringen eigentlich nur Vorteile:
Übrigens: eine Studie der demographischen Forschung belegt, dass in Ländern, in denen Frauen Job und Karriere gut vereinbaren können und die Geschlechter gleichberechtigt sind, mehr Kinder geboren werden.
Was lernen wir daraus? Je zufriedener die Familien, desto größer werden sie, desto mehr Arbeitskräfte gibt es in der Zukunft.
Win-Win für alle.